Lost Horizon (Xiongcheng, Shangri-La, Lijiang, Dali)

Lost Horizon (Xiongcheng, Shangri-La, Lijiang, Dali)

Endlich habe ich wieder mal einen Internetzugang, ueber welchen sich mein Server erreichen laesst. Leider erkennt der Computer hier aber meine Kamera nicht und um die entsprechenden Treiber auf dem chinesischen Windows zu installieren, reichen meine Chinesischkenntnisse nun doch noch nicht aus. So gibt es halt leider diesmal keine Bildchen.

Beim Eroeffnen dieses Eintrags ist mir erst klar geworden, dass schon eine ganze Woche vergangen ist, seit ich in Litang war! Die Woche habe ich im Wesentlichen mit Busfahren verbracht. Der Weg nach Sueden durch den Westen Sichuans ist halt schon sehr lang und die Strassen sind teilweise ziemlich schlecht. Ausserdem war es nicht immer ganz einfach, die Weiterfahrten zu organisieren.

Von Litang gings zunaechst in einem Miniwan, zusammen mit dem Fahrer, drei chinesischen Fahrgaesten und einem riesigen Sack voller Holzschnitzel (vielleicht waren es auch Pilze oder Wurzeln oder irgend etwas anderes) nach Xiongcheng. Mit meinen bescheidenen Chinesischkenntnissen und meinem Woerterbuch konnte ich mich unterwegs sogar etwas mit den Leuten unterhalten. Warum wir allerdings an irgend einem Bauernhof ploetzlich fuer eine halbe Stunde angehalten haben und warum einer der Fahrgaeste fuer diese Zeit darin verschwunden ist, konnte ich nicht herausfinden. Gegen 14h machten wir erneut halt, um in irgendeiner aus Brettern zusammengenagelten Huette zu essen. Meine chinesischen Begleiter bestellten das Essen fuer uns alle und es hat hervorragend geschmeckt! Ohne weitere Stopps ging die Fahrt danach weiter und wir erreichten Xiongcheng am spaeten Nachmittag. Die ganze Fahrt durch die Berge war leider viel weniger spektakulaer, als ich mir das, vor allem nach den Berichten im Lonely Planet und den Erzaehlungen von anderen Reisenden, erhofft hatte.

In einem Hotel habe ich ein Zimmer mit eigenem Bad und WC gefunden. Leider musste ich dann aber feststellen, dass es kein warmes Wasser gab. An der Busstation wollte ich mir ein Ticket fuer die Weiterfahrt kaufen, aber der Billetschalter, eine kleine Huette, welche ich ohne die Hilfe einer Hotelangestellten niemals gefunden haette, war bereits geschlossen.

So ging’s also ungeduscht und ohne Ticket fuer die Weiterfahrt ins Nachtleben von Xiongcheng. Auf der Strasse habe ich die Franzoesin aus Tagong wieder getroffen. Nach einem kurzen Essen verbrachten wir einen lustigen Abend in einer tibetischen Disco. Wie immer an solchen Orten, wollten natuerlich wieder viele Einheimische mit uns «Langnasen» anstossen und Bier auf Ex wegkippen!

Am naechsten Morgen konnte ich, obwohl ich trotz Kater schon um 7h aufgestanden bin, leider kein Busticket mehr ergattern. Zusammen mit der Franzoesin und drei Chinesen gelang es aber, einen Miniwan nach Shangri-La zu mieten. Allerdings war dies eine recht schwierige Sache, weil ausgerechnet an dem Tag saemtliche Miniwans zur Motorfahrzeugkontrolle mussten. Um 14:15h ging es aber endlich los und wir erreichten, nach einem wiederum hervorragenen Essen unterwegs, spaet in der Nacht die Stadt Shangri-La.

Shangri-La hiess bis vor wenigen Jahren noch Zhongdian. Irgendwie sind die Chinesen aber auf die Idee gekommen, dass es sich bei diesem Ort wohl um das fiktive Shangri-La aus dem Roman «Lost Horizon» handeln muss und haben die Stadt deshalb kurzerhand umbenannt. Shangri-La hat eine nette kleine Altstadt, viele Touristen und ein Kloster. Das Kloster wollte ich eigentlich besuchen, bin aber bloederweise im falschen Bus gelandet. Shangri-La hat mich nicht wirklich begeistern koennen und so ging es nach zwei Tagen per Bus weiter nach Lijiang.

Lijiang ist mit seinen vielen alten Haeusern und seinen Kanaelen nett, aber halt voll touristisch. Mit dem Velo habe ich einen Tag lang die naehere Umgebung und das kleine Dorf Baisha erkundet. Dort habe ich den wohl bekanntesten chinesischen Naturheiler, Dr Ho, besucht. Ich bin zwar Gesund, aber ein Besuch bei ihm und seinem Sohn, der sogar Deutsch spricht, ist in jedem Fall unterhaltsam! Dr Ho zieht unterdessen so viele Besucher an, dass auch das ganze Dorf mittlerweile voller Souvenirstaende und Restaurants ist. An einem der vielen Staende habe ich mir, inspiriert durch meinen Besuch in Shangri-La, den Roman «Lost Horizon» gekauft. Die ersten beiden Abschnitte davon habe ich bereits gelesen und das Ding ist ziemlich spannend und absolut empfehlenswert!

Aus Lijiang bin ich gestern in Dali angekommen. Dali ist ein weiterer bekannter Touristenort. Waehrend Lijiang aber wirklich ein huebsches Staedtchen ist, verstehe ich bei Dali ueberhaupt nicht, warum so viele, vor allem westliche Pauschaltouristen, hierher kommen.

Rueckblickend war die vergangene Woche eher uninteressant. Vor allem war ich von der Landschaft total enttaeuscht! Die Berge sind hier zwar sehr hoch, die meiste Zeit verbrachte ich ueber 3500m, aber bei weitem nicht so spektakulaer wie unsere Alpen! Auch die im Lonely Planet so hochgelobten Ortschaften Lijiang und Dali haben mich nicht wirklich fasziniert. Fuer Flachland-Thereslis sind diese Berge hier vielleicht eine Reise Wert, aber fuer Reisende aus den Alpenlaendern ist es wohl schon eher eine Zeitverschwendung.

Heute geht es nun weiter nach Kunming und von dort werde ich wahrscheinlich nach Osten in die Provinz Guangxi weiterreisen. Hoffe, dass ich dann von dort wieder schoene Bildi und einen positiveren Bericht in mein Reisetagebuch stellen kann!

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